- Anzeige -

- Anzeige -

- Anzeige -

Große Themen Wind, Ferienpark und Innenstadt

Sun­dern. Eine Ver­ab­schie­dung eines städ­ti­schen Haus­halts ohne Gegen­stim­men, dar­an kann sich in Sun­dern in den lan­gen Jah­ren der abso­lu­ten CDU-Mehr­heit nie­mand mehr erin­nern. In die­sem Jahr hat es das dage­gen (fast) zwei Mal gege­ben. Im März war es ledig­lich ein FDP-Rats­mit­glied, das dem damals noch sehr ver­spä­te­ten Haus­halt für 2015 sei­ne Zustim­mung ver­wei­ger­te, neun Mona­te spä­ter gab es kei­ne Gegen­stim­me mehr, kei­ne Ent­hal­tung und das alles auch noch voll im Zeitplan.

CDU: Haushalt trägt auch Handschrift der Opposition

der Düsseldorfer Projektentwickler ITG hat kein Interesse mehr an der Sunderner Innenstadtentwicklung rund um den Tiggesplatz. (Foto: oe)
Mehr Auf­ent­halts­qua­li­tät wol­len alle in der Innen­stadt. Die Grü­nen for­dern expli­zit den Erhalt der Johan­nes­schu­le, die WISU Park­ge­büh­ren und eine weni­ger kost­spie­li­ge Röhr­re­natu­rie­rung. (Foto: oe)

Die Rats­mit­glie­der hat­ten es dies­mal aller­dings auch ein­fa­cher, den der da noch amtie­ren­de Bür­ger­meis­ter Det­lef Lins und Käm­me­rin Ursu­la Schnel­le hat­ten anders als für 2015 einen geneh­mi­gungs­fä­hi­gen Haus­halts­ent­wurf vor­ge­legt. Damit blieb den Poli­ti­kern der Kraft­akt erspart, die Lücken zu stop­fen. Den­noch gab es auch dies­mal inten­si­ve Bera­tun­gen und etli­che Ver­än­de­run­gen. Auch die CDU, die sich nach der Abschluss­be­ra­tung im Haupt- und Finanz­aus­schuss wegen inter­nen Bera­tungs­be­darfs als ein­zi­ge Frak­ti­on noch ent­hal­ten hat­te, sag­te am Endel Ja. „Auch als neue Oppo­si­ti­on stim­men wir zu, weil die­ser Haus­halt auch die Hand­schrift der CDU trägt,“ sag­te Frak­ti­ons­chef Ste­fan Lan­ge und ver­wies auf die Nicht­an­he­bung der Eltern­bei­trä­ge, Schü­ler­fahrt­kos­ten, Zuschüs­se für die Jugend­för­de­rung und sozi­al­päd­ago­gi­sche För­de­rung der Grundschüler.

Bürger müssen mehr für Grundsteuer und Entwässerung bezahlen

Trotz der brei­ten Zustim­mung äußer­ten alle sie­ben Haus­halts­red­ner aber Bauch­schmer­zen. Das liegt zum einen an den beschlos­se­nen Steu­er- und Gebüh­ren­an­he­bun­gen, zum ande­ren an den nicht kal­ku­lier­ba­ren Kos­ten für die Unter­brin­gung der Flücht­lin­ge. So beschloss der Rat für 2016 eine Anhe­bung der Grund­steu­er A und B um jeweils 30 Punk­te. Die der­zeit kräf­tig spru­deln­de Gewer­be­steu­er blieb unan­ge­tas­tet. Die Ent­wäs­se­rungs­ge­büh­ren stei­gen um 12 Cent und sol­len damit 250.000 Euro jähr­lich für die Haus­halts­ent­las­tung brin­gen. Die Flücht­lings­un­ter­brin­gung wur­de all­ge­mein als größ­te Her­aus­for­de­rung des kom­men­den Jah­res gese­hen, da die Stadt­ver­wal­tung für 2016 mit bis zu 1000 neu­en Men­schen auf der Flucht rech­net. Vier zusätz­li­che Stel­len – zwei Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te und zwei Sozi­al­ar­bei­ter – wur­den befris­tet auf zwei Jah­re beschlossen.

Transparenz bei Flüchtlingsunterbringung angemahnt

Neben all­seits vie­len Dan­kes­wor­ten, vor allem an die Ver­wal­tung für die gute Arbeit der Käm­me­rei, aber auch an die jewei­li­gen poli­ti­schen Mit­be­wer­ber für die gute Zusam­men­ar­beit, wur­de aber auch ver­bal aus­ge­teilt. Den Anfang mach­te Ste­fan Lan­ge (CDU), der den alten wie den neu­en Bür­ger­meis­ter aus­ge­rech­net in der Flücht­lings­fra­ge atta­ckier­te. Det­lef Lins warf er eine mas­si­ve Fehl­ein­schät­zung vor, weil er noch im August gesagt habe, Sun­dern habe die Lage im Griff. Und Nach­fol­ger Ralf Bro­del warf er bei die­sem The­ma man­geln­de Trans­pa­renz vor, wobei die­ser in Sun­dern zuletzt viel gebrauch­te begriff sei­ner Mei­nung nach zu einer Wort­hül­se gewor­den sei. Lan­ge klag­te, dass die Poli­tik beim Flücht­lings­the­ma nur nach expli­zi­ter Nach­fra­ge oder über­wie­gend aus den Medi­en infor­miert wer­de und for­der­te eine bes­se­re Ein­bin­dung des Rats. Kurz dar­auf muss­te Lan­ge selbst ein­ste­cken. SPD-Frak­ti­ons­chef Micha­el Ste­che­le for­der­te ihn und sei­ne Frak­ti­on auf, end­lich aus der Schmud­del­ecke zu kom­men. Mit dem Aus­schei­den des ehe­ma­li­gen Frak­ti­ons­chefs Gün­ter Mar­tin sei bei der CDU auch der haus­halts­po­li­ti­sche Sach­ver­stand untergegangen.

Rundumschlag eines Heimatlosen

Zu einem ver­ba­len Rund­um­schlag hol­te Klaus Tol­le aus, der die CDU-Frak­ti­on nach der Nicht-Nomi­nie­rung von Det­lef Lins im Früh­jahr ver­las­sen hat­te. Er ste­he hier allein und ohne Hei­mat, sag­te der Hage­ner, der der CDU vor­warf, den alten Bür­ger­meis­ter geschaßt zu haben, dem neu­en „selbst­er­nann­ten Bünd­nis“, mit der Wind­kraft, dem Feri­en­park Ame­cke und der Innen­stadt­ent­wick­lung die wich­tigs­ten Pro­jek­te auf Null gebracht zu haben und ein Bild des Grau­ens zu bie­ten, und dem neu­en Bür­ger­meis­ter, zwei lang­jäh­ri­ge Füh­rungs­mit­glie­der der Ver­wal­tung dis­kre­di­tiert, das Ver­trau­en der Ver­wal­tung ver­lo­ren und damit einen klas­si­schen Fehl­start hin­ge­legt zu haben. Der Bür­ger­meis­ter hat­te sicher­lich auch die­sen Betrag im Sinn, als er den Red­nern für ihre „zu 95 Pro­zent kon­struk­ti­ven Bei­trä­ge“ dank­te. Im übri­gen bedau­er­te er stark, das er nicht selbst eine Haus­halts­re­de hal­ten dür­fe. Das hat­te in die­sem Jahr noch Vor­gän­ger Det­lef Lins bei sei­ner letz­ten Rats­sit­zung übernommen.

Ferienpark „gescheitert“ und „ein Scherbenhaufen“

Ein trauriger Anblick: Das ehemalige Freibad Amecke heute. (Foto: oe)
Das ehe­ma­li­ge Frei­bad Ame­cke – bald eine Holz­haus­sied­lung für Flücht­lin­ge? (Foto: oe)

Deut­li­che Wor­te gab es zum Feri­en­park-Pro­jekt in Ame­cke. Ste­fan Lan­ge sag­te, das Pro­jekt sei geschei­tert und es wer­de Zeit, dass sich die Stadt offi­zi­ell davon distan­zie­re. Auch die CDU habe hier zu lan­ge auf das fal­sche Pferd gesetzt. Auch für Micha­el Ste­che­le ist aus einem wich­ti­gen Bau­stein der Tou­ris­mus­ent­wick­lung ein Scher­ben­hau­fen gewor­den. Er hof­fe aber noch auf einen Inves­tor, der über eine Tou­ris­mus­ab­ga­be auch zur Refi­nan­zie­rung der enor­men Inves­ti­tio­nen bei­tra­ge. Der­zeit sehe er aber ein finan­zi­el­les Desas­ter, da der Ver­kauf der Gas­tro­no­mie­flä­che ein from­mer Wunsch sei, aber viel Geld für die Park­plät­ze in Ame­cke in die Hand genom­men wer­den müss­te. Hans Klein (WISU), sag­te, die Gas­tro­no­mie­flä­che dür­fe nur in Erb­pacht ver­ge­ben wer­den, denn Sun­dern dür­fe sein Tafel­sil­ber nicht ver­kau­fen. Rüdi­ger Laufmöl­ler (FDP) ver­lang­te, wie­der mehr auf Sun­derns Korn­kam­mer, das pro­du­zie­ren­de Gewer­be, zu set­zen, denn das sei bei den vie­len Tou­ris­mus­pro­jek­ten zu sehr in den Hin­ter­grund getre­ten. Toni Becker (Grü­ne) ver­band die The­men Feri­en­park und Flücht­lin­ge. Er for­der­te, die Frei­bad­rui­ne in Ame­cke abzu­rei­ßen, denn die sei „abge­ranzt“, und dort Holz­häu­ser für Flücht­lin­ge zu bau­en. Die könn­ten dann spä­ter ein­mal als eige­ner klei­ner Feri­en­park unter städ­ti­scher Regie genutzt werden.

WISU will Parkgebühren in der Innenstadt

Auch das The­ma Innen­stadt­ent­wick­lung wur­de auf­ge­grif­fen. Hans Klein (WISU) for­der­te, künf­tig auf teu­re Leucht­turm­pro­jek­te zu ver­zich­ten und im die­sen Sin­ne auch die teu­re Röhr­re­natu­rie­rung in der Innen­stadt zu über­prü­fen, weil sie der Stadt mit Fol­ge­kos­ten weit über eine Mil­li­on Euro kos­ten wer­de. Vor allem, so Klein, müss­ten die Park­plät­ze erhal­ten blei­ben. Und für die­se Park­plät­ze soll­ten auch Gebüh­ren genom­men wer­den. Die Stadt Sun­dern sei die ein­zi­ge weit und breit, die in der Innen­stadt noch kos­ten­lo­ses par­ken anbie­te. Wer aber für 50 Euro ein­kau­fe, sei auch bereit, einen Euro fürs Par­ken zu bezah­len. Wie­viel Geld da ein­ge­nom­men wer­den kön­ne, zei­ge das Par­ken am Sor­pe­see. Toni Becker (Grü­ne) bekann­te sei­ne stil­le Freu­de, dass der Innen­stadt­in­ves­tor aus­ge­schie­den sei. Jetzt gel­te es dort, die Braut schön zu machen, um einen hoch­wer­ti­gen Lebens­mit­tel­händ­ler anzu­lo­cken. Auf­ga­ben der Stadt sei­en die Schaf­fung von Auf­ent­halts­qua­li­tät, auch an der Röhr, und der Erhalt der alten Johan­nes­schu­le. Micha­el Ste­che­le (SPD) nann­te den Weg, die künf­ti­ge Innen­stadt­ent­wick­lung von den Wün­schen eines ein­zel­nen Inves­tors abhän­gig zu machen, end­gül­tig geschei­tert. Auf­ent­halts­qua­li­tät und gute Infra­struk­tur sei­en die städ­ti­schen Auf­ga­ben, wäh­rend Ein­zel­händ­ler und Immo­bi­li­en­be­sit­zer unter­stützt von einer guten Wirt­schafts­för­de­rung ein neu­es Kon­zept auf­stel­len müss­ten. Ste­fan Lan­ge (CDU) for­der­te, bei der Innen­stadt­ent­wick­lung end­lich Mut zu zei­gen. Die bis­he­ri­gen Debat­te mit immer neu­en Grund­satz­ent­schei­dun­gen sei ihm da wie eine Beschäf­ti­gungs­the­ra­pie für Kom­mu­nal­po­li­ti­ker vor­ge­kom­men. Da sei es kein Wun­der, dass ein Inves­tor abge­sprun­gen sei.

CDU und Grüne beklagen Einknicken bei Windkraft

Die von den beiden Interessengemeinschaftem aus Hellefeld und Westenfeld angefertigte Montage zeigt den Blick über Hellefeld auf die Hellefelder Höhe.
Wind­kraft auf der Hel­le­fel­der Höhe (Foto­mon­ta­ge der IG) – CDU und Grü­ne ver­wei­sen auf die Beschlusslage.

Beim The­ma Wind­kraft warf die Lan­ge dem neu­en Bür­ger­meis­ter vor, beim ers­ten frag­wür­di­gen Gegen­wind einer Behör­de die ein­deu­ti­ge Beschluss­la­ge außer Kraft gesetzt zu haben, und kün­dig­te an, sich vehe­ment gegen Knif­fe und Tricks zu weh­ren, die demo­kra­tisch getrof­fe­ne Beschlüs­se außer Kraft set­zen wol­len. Auch Becker beklag­te, dass man in Sachen Wind­kraft nach vier, fünf Jah­ren Arbeit wie­der bei Null ste­he. Er for­der­te, die Sicht­wei­se des Krei­ses, der das Land­schafts­bild unan­ge­mes­sen in den Vor­der­grund stel­le, nicht ein­fach hin­zu­neh­men, und warn­te vor den Pro­zes­sen, die von den Wind­kraft-Inves­to­ren der Hel­le­fel­der Höhe kom­men könn­ten und Sun­dern über Jah­re beschäf­ti­gen wur­den. CDU und Grü­ne waren es, die 2014 gemein­sam den Beschluss für die Wind­kraft­flä­chen auf der Hel­le­fel­der Höhe gefasst hatten.

Gegen Effekthascherei und permanenten Wahlkampf

Der Wunsch der Bür­ger nach Ver­än­de­rung sei deut­lich zu spü­ren, sag­te Rüdi­ger Laufmöl­ler (FDP). Sun­dern habe jetzt einen Bür­ger­meis­ter, der nicht aus Sun­dern kom­me, der nicht Mit­glied der CDU sei und der nicht aus der Ver­wal­tung kom­me. Das sei noch kei­ne Garan­tie fürs Gelin­gen. Aber eine gro­ße Chan­ce. Und der Wil­le, zu lie­fern, sei bei Ralph Bro­del ein­deu­tig erkenn­bar. „Mehr Pro­jek­te, die Sun­dern ohne gro­ße Fol­ge­kos­ten wei­ter brin­gen, weni­ger Pro­jek­te, bei denen das rote Bänd­chen durch­schnit­ten wird und die Kapel­le spielt“ for­der­te Micha­el Ste­che­le, „weni­ger Effekt­ha­sche­rei“ Sieg­fried Huff von der Lin­ken, „kei­nen Wahl­kampf für die nächs­ten vier Jah­re“ Hans Klein von der WISU. Toni Becker blick­te in sei­nen Schluss­sät­zen weit über Sun­dern hin­aus, brach­te die Aus­beu­tung des Pla­ne­ten und die immer noch wenig nach­hal­ti­ge Lebens­wei­se zur Sprache.

Beitrag teilen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

- Anzeige -
Anzeige
- Anzeige -

Kontakt zur Redaktion

redaktion@blickpunktASM.de