
Arnsberg/Sundern. Es ist eine Zahl, die auf den ersten Blick überraschen mag: 12,1 % der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland kann nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben. Bei weiteren 20,5 % der Erwachsenen tritt fehlerhaftes Schreiben selbst bei gebräuchlichsten Wörtern auf. Heruntergerechnet auf die Städte Arnsberg und Sundern bedeutet dies: In der Region leben ca. 12.000 funktionale Analphabeten. Man bezeichnet diese Erwachsenen als kaum literalisiert oder als funktionale Analphabeten, da sie im täglichen Leben „funktionieren“, obwohl sie sehr große Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben.
Herausforderungen im Alltag
Gleichwohl haben diese Menschen im Alltag erheblichen Herausforderungen zu begegnen: So gehen viele von ihnen zwar einem geregelten Job nach, aber oft sind vermeintliche „Kleinigkeiten“ eine echte Herausforderung. Dazu gehört z.B. das Lesen von Fahrplänen ebenso wie das Ausfüllen von Formularen, das Lesen von Sicherheitsvorschriften im Unternehmen und vieles andere mehr.
Neue Kurse und Lerncafés ab Herbst
Die Volkshochschule Arnsberg/Sundern bietet vor diesem Hintergrund ab Herbst zwei Alphabetisierungskurse speziell für deutschsprachige Erwachsene an. Darüber hinaus soll im Lerncafe im Peter-Prinz-Bildungshaus in Arnsberg und in Sundern jeweils ein Lerntreff für gering Literalisierte angeboten werden.
Förderung durch Land NRW
Man habe in den vergangenen Jahren sehr intensiv darüber nachgedacht, wie ein mögliches Angebot in diesem Bereich aussehen können, erklärt Dr. Tobias Schulte, Leiter der vhs Arnsberg/Sundern. In diesem Jahr sei es gelungen, Projektmittel über das Weiterbildungsgesetz NRW zu akquirieren, die ganz gezielt für Maßnahmen in diesem Bereich eingesetzt werden. „Es freut mich sehr, dass unsere vhs als Einrichtung der gemeinwohlorientierten Weiterbildung ein so tolles und innovatives Projekt hier in die Region geholt hat und damit einen wertvollen Beitrag zur Schaffung von Bildungsgerechtigkeit bzw. Chancengleichheit leistet“, betont auch Bürgermeister Ralf Paul Bittner, zugleich Verbandsvorsteher der Volkshochschule Arnsberg/Sundern.
Zwei Ausstellungen geben Einblick
Das Projekt selbst wird geleitet und durchgeführt von Stephanie Schröter. Ihr ist es gelungen, zwei Ausstellungen, die sich speziell mit dieser Thematik beschäftigen, nach Arnsberg zu holen: Die große Info-Ausstellung liefert in der Stadtbibliothek in Neheim ab Samstag, den 24. Mai 2025, ab 12.30 Uhr, bis Ende Juni 2025 Fakten über Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten in Deutschland. Die kleinere Ausstellung ist im Mehrgenerationenhaus der Caritas in Arnsberg anlässlich des Nachbarschaftsfestes dort ebenfalls ab Samstag, den 24. Mai zu sehen.
Persönliche Geschichten statt Statistik
Auf Roll-up-Displays gewähren vier Frauen und Männer, die erst im Erwachsenenalter lesen und schreiben gelernt haben, einen persönlichen Einblick in ihre Welt ohne Buchstaben. Wie sich die Entscheidung, lesen und schreiben zu lernen, auf ihre berufliche Situation ausgewirkt hat, was sich in ihrem Familienleben verändert hat und wie wichtig Lese- und Schreibkompetenzen für die gesundheitliche und finanzielle Lage sind, wird durch ihre persönlichen Geschichten deutlich.
Hilfe für Betroffene und Umfeld
Die Ausstellung richtet sich v.a. an das Umfeld der Betroffenen: So informiert sie beispielsweise auch darüber, wie man Lese- und Schreibschwierigkeiten bei Erwachsenen erkennt und welche bundesweiten und regionalen Hilfsangebote es gibt. Mit der Info-Ausstellung unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Öffentlichkeitsarbeit der Länder gemeinsam mit dem Alphanetzwerk NRW und will mit diesen Ausstellungen für das gesellschaftliche Problem auch hier in der Stadt Arnsberg sensibilisieren.
Viele Partner unterstützen das Projekt
Es sei wichtig, den Menschen geschützte Räume anzubieten, in denen sie ihre Lese- und Schreibkompetenz verbessern können. Deswegen freut sich die vhs darüber, dass viele Kooperationspartner, u.a. das Bildungsbüro der Stadt Arnsberg und die Caritas Arnsberg-Sundern ihre Unterstützung zugesagt haben. So sei es möglich, wie Dr. Schulte weiter ausführt, auch in den Sozialräumen auf bestehende Netzwerke zuzugehen und für das Projekt zu werben.
Ausstellungseröffnung am 24. Mai
Die Ausstellung wird eröffnet am Samstag, 24. Mai 2025, 12.30 in der Stadtbibliothek Neheim. Sie wird dort bis Ende Juni zu sehen sein. Die kleinere Ausstellung ist im Mehrgenerationenhaus der Caritas in Arnsberg ebenfalls in diesem Zeitraum zu sehen.
Weitere Informationen zum Projekt erhalten Interessierte direkt bei Stephanie Schröter (eMail: s.schroeter@vhs-arnsberg-sundern.de)
(Quelle: vhs Arnsberg/Sundern)